Blut und Seide: Die Buchidee

Vom tragischen Schicksal des Kreuznacher Helden Michel Mort erfuhr ich zum ersten Mal, als ich sein Denkmal vor vielen Jahren auf dem Eiermarkt in der Altstadt sah. Ein Hüne schleppt einen offensichtlich verwundeten Ritter mit sich, den Grafen Johann von Sponheim, wie ich schnell herausfand.

Was das Denkmal nicht zeigt, ist, dass Michel bei dieser Rettung sein eigenes Leben verlor. Davon zeugt allerdings der Beiname „Mort“ (frz. „tot“), den man ihm gab. Wie aber kam es dazu, dass ein einfacher Metzgersbursche in einer Schlacht auf den Feldern des rheinhessischen Sprendlingen getötet wurde? Er fiel gegen die Truppen des Erzbischofs von Mainz!

Bad Kreuznach und Mainz liegen heute eine halbe Autostunde voneinander entfernt. Eine Schlacht auf Leben und Tod zwischen Nachbarn? Alltag im Mittelalter, wo die Fehde ein legitimes Mittel war, sein Recht zu verteidigen, aber auch unrechtmäßige Ansprüche durchzusetzen. Wie zu allen Zeiten, waren die Leidtragenden dieser Auseinandersetzungen die einfachen Menschen, deren Existenz bedenkenlos vernichtet wurde und die furchtbaren Gräueltaten ausgesetzt waren. Dies war auch im Jahr 1279 nicht anders, als die Fehde zwischen dem Grafen von Sponheim und dem Erzbischof Werner von Mainz mit der Schlacht bei Sprendlingen ihren Höhepunkt fand.

Aber wie verträgt sich dieses gewalttätige Handeln mit den Idealen des Rittertums, das im 13. Jahrhundert noch immer in seiner Blüte stand? Dieses Spannungsfeld faszinierte die Autorin und die Psychologin in mir gleichermaßen. Ich wurde nicht enttäuscht. Das Hochmittelalter war in der Tat eine Zeit voller Widersprüche. Schon der Buchtitel "Blut und Seide" soll das zum Ausdruck bringen.

Es blieb die Frage zu klären, wie ich Michels Geschichte zu einem Roman verarbeiten kann. Er war ein einfacher Bursche aus dem Volk. Glaubhaft darzustellen, dass er Zugang zu Ereignissen von regionaler und sogar überregionaler Bedeutung hatte, war nur möglich, indem ich ihm eine höher geborene Person an die Seite stellte. So entstand die Figur des Simon von Montfort, der in meinem Roman den "edlen" Ritter verkörpert. Michel machte ich zu seinem Waffenknecht.

Auch die weibliche Hauptfigur durfte natürlich nicht fehlen. Christina von Katzenelnbogen lernt Simon in seiner Knappenzeit auf Burg Rheinfels kennen und lieben. Sie zur (fiktiven) Verlobten des Bösewichts meines Buches, Heinrich von Sponheim, zu machen, gab mir phantastische dramaturgische Möglichkeiten. Und ich setzte meinen ganzen Ehrgeiz darein, die Figur der Christina trotz der sehr beschränkten Entfaltungsmöglichkeiten in ihrer Zeit zu einer ungewöhnlichen Frau zu machen, ohne dabei den Boden historisch belegter Tatsachen zu verlassen.

Ein ausgesprochener Glücksfall war, dass es erneut einen faszinierenden historischen Hintergrund für die Geschichte von Michel, Simon und Christina gibt. Wir bewegen uns in der Zeit des ersten Habsburger Königs Rudolf, der nach einer Periode der Anarchie im Deutschen Reich dem Königtum nach dem letzten Stauferkaiser erstmals wieder zu Ansehen verhalf. Das bot mir die Gelegenheit, Simon und Michel an der wichtigsten Schlacht dieser Zeit teilnehmen zu lassen, dem Kampf Rudolfs gegen seinen Rivalen König Ottokar von Böhmen, den er auf dem Marchfeld in Niederösterreich schließlich besiegte.

Zu den "blutigen" Seiten des 13. Jahrhunderts gehörte auch das Raubrittertum, dem Simons Eltern zum Opfer fallen. Auch dies ist ein wichtiges Motiv in meinem Roman.

Doch mehr möchte ich an dieser Stelle noch nicht verraten. Lassen Sie sich von „Blut und Seide“ in eine Zeit voller Widersprüche entführen, wo Edelmut und Niedertracht, Opferbereitschaft und Verrat, Heldentum und Hinterlist nebeneinander existierten und das Leben der Menschen bestimmten.

Zahlreiche Schauplätze meines Romans, z.B. die Kauzenburg in Bad Kreuznach oder der Rheinfels über St. Goar, können noch heute besichtigt werden. Einige Eindrücke dazu finden Sie hier.

 

 

 

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