Bewegte Jahre: Was ich beim Schreiben gelernt habe

Über die Habsburger Monarchie Ende des 19. Jahrhunderts

Kaiser Franz Joseph bestieg im Jahr 1848 mit erst 18 Jahren den Thron.

In den ersten Jahrzehnten seiner Regierung herrschte er autokratisch nach der Methode des Neoabsolutismus. Zwei verlorene Kriege gegen das mit Frankreich verbündete Sardinien 1859 und gegen Preußen 1866 schwächten das Kaisertum, sodass es im Jahr 1867 schließlich zu zwei entscheidenden Veränderungen kann:

Aus der ehemals autokratischen Monarchie wurde zumindest pro forma eine konstitutionelle Monarchie, mit dem Reichsrat gab es das erste Parlament.

Aus dem vorher vereinigten Kaiserreich wurde nun die kaiserlich-königliche Monarchie Österreich-Ungarn, wobei Ungarn ein erhebliches Ausmaß an Autonomie zugestanden wurde.

Allerdings führten beide Veränderungen nicht zu ausschließlich positiven Ergebnissen:

Im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn begehrten nun auch andere nationale Gruppen mehr Souveränität und Autonomie. Dies führte zu beständigen Spannungen und Unruhen.

Trotz der konstitutionellen Monarchie blieb Österreich-Ungarn ein Polizeistaat, in dem große Teile der Bevölkerung, insbesondere die Arbeiterklasse, weiterhin unterdrückt wurden.

Kaiser Franz Joseph galt dabei als außerordentlich konservativ und zeigte sich vielen modernen Bestrebungen Zeit seines Lebens abgeneigt. Dadurch geriet er rasch in Gegensatz zu seinem liberal eingestellten einzigen Sohn und Thronfolger Rudolf.

Neben seiner unglücklich verlaufenden Ehe mit der bayerischen Prinzessin Elisabeth, Sisi genannt, die im Jahr 1898 ermordet wurde, zählt der Selbstmord Rudolfs im Januar 1889 zu den großen persönlichen Tragödien seines Lebens.

 

Über den Kronprinzen Rudolf

Kronprinz Rudolf war das dritte von vier Kindern des Kaiserpaars und dessen einziger Sohn. Sein Leben stand fast von Anfang an unter keinem guten Stern.

Der hochbegabte und sensible Knabe galt seinem Vater als zu „vergeistigt“. Um ihn abzuhärten und auf seine zukünftige Laufbahn als hoher Offizier vorzubereiten, überantwortete der Kaiser den erst sechsjährigen Jungen einem sadistischen Erzieher, der ihn mit unmenschlichen Methoden zu einem „echten Mann“ formen wollte.

Zwar beendete Kaiserin Sisi diese Tortur nach einem Jahr. Aber alle Historiker sind sich darüber einig, dass in diesem schlimmen Kindheitsjahr eine der Wurzeln für Rudolfs weitere tragische Entwicklung zu suchen ist, insbesondere für seine große emotionale Labilität.

Da sich die Kaiserin, die sich bis dahin als Mutter kaum um Rudolf bemüht hatte, nach der Ablösung des sadistischen Erziehers durch liberal eingestellte Lehrer schnell wieder von ihm zurückzog, fand Rudolf in seiner Herkunftsfamilie nie einen Halt. Trotzdem erlebte er eine vergleichsweise glückliche Jugend, die er insbesondere seinen Lehrern zu verdanken hatte, die ihm auch moderne Ideen für seine zukünftige Regentschaft vermittelten.

Dies führte jedoch zu den ersten gravierenden Konflikten mit seinem Vater Franz Joseph. Nachdem Rudolf seine Ausbildung abgeschlossen hatte, verweigerte ihm der Kaiser das von ihm gewünschte Studium und drängte ihn stattdessen in die, in der Kaiserfamilie übliche militärische Karriere. Schon als junger Mann frönte Rudolf mit Wissen und Billigung seines Vaters einer Art „Vielweiberei“, die zwar in der damaligen Zeit nicht unüblich für junge Männer war, jedoch in krassem Gegensatz zu Rudolfs nach wie vor hoher intellektueller Begabung stand.

Auch die unglückliche Ehe mit der belgischen Prinzessin Stephanie war nicht dazu angetan, Rudolfs Leben in ruhigere Bahnen zu lenken.

Seine politischen Ansichten entwickelten sich im Laufe der Jahre in die genau entgegengesetzte Richtung, die Franz Joseph vertrat. Seine liberalen Ideen wurden von seinem Vater niemals gewürdigt. Er hielt seinen Sohn trotz seiner hohen militärischen Position (zuletzt war er Generalinspekteur der Infanterie) von allen wichtigen politischen und militärischen Entscheidungen fern.

Durch seine Promiskuität rasch von den zu dieser Zeit sehr verbreiteten Geschlechtskrankheiten betroffen, war Rudolfs Gesundheitszustand schon zerrüttet, bevor er sein 30. Lebensjahr erreichte. Schon mehrere Jahre vor seinem Selbstmord im Jagdschloss Mayerling sprach der Kronprinz beständig von seinem bevorstehenden frühen Tod.

 

Über die Baroness Mary Vetsera

Die erst 17-jährige Mary stammte aus dem sogenannten Beamtenadel. Kaiser Franz Joseph verlieh ihrem Vater den Freiherrentitel aufgrund seiner Verdienste als Diplomat.

Trotz des immensen Reichtums ihrer Familie galt Mary im Hochadel daher lediglich als „Emporkömmling“. Dennoch setzte ihre ehrgeizige Mutter Helene alles daran, ihrer Tochter eine gute Partie zu ermöglichen, um den gesellschaftlichen Aufstieg der Vetseras zu fördern.

Anstatt sich jedoch einem ernsthaften Bewerber aus dem Hochadel zuzuwenden, verliebte sich Mary schon in jungen Jahren in den Kronprinzen Rudolf. Aufgrund Rudolfs Status als verheiratetem Thronfolger, hielt ihre Mutter dies bis zum Schluss für die unbedeutende Schwärmerei eines Backfischs.

Tatsächlich hätte es niemand für möglich gehalten, dass es Mary schließlich mithilfe einer Cousine Rudolfs gelang, den persönlichen Kontakt zu ihm herzustellen. Nach ersten, noch harmlos verlaufenden Treffen stürzte sich Mary entgegen aller Konventionen ihrer Zeit schließlich sogar in eine Affäre mit ihm, ein absolutes Tabu für eine unverheiratete Komtess im konservativen Wien.

So blieb ihre Familie bis zur Tragödie von Mayerling völlig ahnungslos, dass Rudolf sich Mary nicht nur als Geliebte, sondern sogar als Gefährtin für den Tod ausgesucht hatte, in den ihm das Mädchen in ihrer verblendeten Liebe kritiklos folgte.

 

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