Aufbruch in ein neues Leben: Was ich beim Schreiben gelernt habe

 

über Fabrikarbeit im 19. Jahrhundert

Die Arbeitsbedingungen in den Fabriken im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts waren aus heutiger Sicht barbarisch.

Arbeitszeiten von dreizehn Stunden, unterbrochen nur von wenigen kleinen Pausen, waren die Regel. Man schuftete von morgens sechs bis abends sieben Uhr. Wenn man Glück hatte! Wurden Überstunden verlangt, konnte ein Arbeitstag auch schon einmal sechzehn Stunden und mehr betragen.

Der Lohn war so gering, dass nicht nur die Frauen, sondern auch Kinder ab dem zarten Alter von sechs bis acht Jahren mit in die Fabrik mussten, um das Nötigste für den Lebensunterhalt zu verdienen. Trotzdem reichte das Einkommen hinten und vorne nicht, selbst wenn sich die Familien auf wenige Grundnahrungsmittel wie Brot und Kartoffeln beschränkten.

Arbeitssicherheit war ein Fremdwort. Tödliche Unfälle oder Verstümmelungen waren an der Tagesordnung. Die auf diese Weise Versehrten erhielten im besten Fall eine Einmalzahlung von ihrem Fabrikherrn und waren danach auf sich allein gestellt.

Und blieb man von Unfällen verschont, fiel man den extrem gefährlichen Rahmenbedingungen vieler Tätigkeiten zum Opfer. Bleivergiftungen oder Atemwegserkrankungen waren nur einige der tödlichen Folgen. Mit spätestens vierzig Jahren war ein Arbeiter verbraucht und krank, Frauen oft noch viel früher.

 

über das schwere Schicksal der Arbeiterfrauen

Besonders verzweifelt war die Lage der Arbeiterfrauen. Sie mussten neben der Fabrikarbeit auch noch den Haushalt besorgen und die Kinder betreuen.

Mutterschutz vor oder nach der Geburt kannte man erst ab dem späten 19. Jahrhundert. Vorher arbeiteten die Frauen oft bis zum Tag der Geburt und kamen zwei Tage danach zur Arbeit zurück. Kein Wunder, dass die Säuglingssterblichkeit enorm hoch war.

Zu der Doppel- und Dreifachbelastung der Frauen kam häufig ein zerrüttetes Eheleben. Die Männer flüchteten aus den engen, dumpfigen Wohnungen, die oft nur aus einem einzigen Zimmer bestanden, in die Kneipen und ertränkten ihr Elend für ein paar Stunden im Alkohol. Viele wurden zu unheilbaren Trinkern und im Rausch oft gewalttätig gegen Frau und Kinder. Das ohnehin knappe Familieneinkommen wurde durch die Trunksucht der Väter oft unter das Existenzminimum geschmälert.

Viele Frauen verdienten daher in Heimarbeit etwas dazu, nach der Rückkehr aus der Fabrik am Abend bis spät in die Nacht oder am einzigen „freien Tag“ der Woche, dem Sonntag. Heimarbeit wurde noch schlechter entlohnt als Fabrikarbeit.

 

über Psychiatrie im 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert steckte die „Lehre von den Seelenstörungen“, wie sich die Disziplin lange nannte, noch in den Kinderschuhen.

So wenig man von den einzelnen Krankheitsbildern wusste, so barbarisch waren die Behandlungsmethoden. Irrenasyle, in denen die Kranken, oft angekettet und ohne jeglichen Komfort, vor sich hin vegetierten, waren lange Zeit der einzige Ort, an dem man die bedauernswerten Geschöpfe mehr verwahrte als behandelte.

Moderne Irrenanstalten wie die in Klingenmünster, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts entstand, galten daher bereits als großer Fortschritt. Hier hatten die Kranken zumindest ein eigenes Bett und wurden von Ärzten behandelt und von Wärtern betreut, auch wenn das Personal oft spärlich und nicht qualifiziert war.

Als probates und daher weit verbreitetes Heilmittel galt das „Dauerbad“. Die psychisch Kranken wurden bis zu 48 Stunden lang in warmes Wasser gesetzt. Die Wannen waren so konstruiert, dass sich die Patienten selbst nicht daraus befreien konnten. Diese Dauerbäder sollten beruhigend auf die Erkrankten wirken.

In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts entdeckte man die so genannten Psychopharmaka, allen voran das heute kaum noch gebräuchliche Beruhigungsmittel Chloralhydrat. Um mögliche Nebenwirkungen sorgten viele Ärzte sich wenig und unterschieden wieder nicht nach Krankheitsbildern, wenn sie diese Medikamente, oft in hohen Dosen, verordneten.

 

über die Situation im annektierten Elsass

Als die verbündeten deutschen Staaten unter der Führung Preußens die Annexion von Elsass-Lothringen als Friedensbedingung von Frankreich forderten, glaubten viele Deutsche, die Elsässer würden sich darüber freuen.

Schließlich hatte der Sonnenkönig Ludwig XIV. das Land vor fast zweihundert Jahren erobert und seinem französischen Imperium einverleibt. Außerdem sprach die Mehrzahl der Bevölkerung im Grenzgebiet als Muttersprache nur Deutsch.

Doch weit gefehlt. Die meisten Elsässer wären lieber französisch geblieben. Dies stieß bei den Besatzern auf großes Unverständnis und hatte extreme Vorurteile und harte Restriktionen für die Bevölkerung zur Folge.

Alles Französische wurde rigoros bekämpft und bei Strafe verboten. Die Bewohner von Elsass-Lothringen bezeichnete man verächtlich als „Wackes“. Das Land selbst erhielt erst 1911 die gleichen Rechte wie die übrigen Bundesstaaten des Deutschen Reichs.

 

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